Trends in Bezahlung & Versand

Es ist schon wieder soweit: wir sind im Dezember angekommen, das Jahr neigt sich seinem Ende zu. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, einige Meldungen der letzten Monate herauszugreifen, die Trends in Bezahlung und Versand aufzeigen und uns dadurch Tipps geben, womit man sich im nächsten Jahr beschäftigen sollte, um am Ball zu bleiben.

Bezahlung

Händler befinden sich in einer Zwickmühle. Einerseits sollen so viele Zahlungsarten wie möglich angeboten werden, andererseits müssen sich diese auch wirtschaftlich rechnen. Payment-Service-Provider (PSP) schneiden sich bei Kreditkarte und co über das Disagio ihren Teil vom Kuchen ab. Außerdem vermindern Mehraufwände durch Zahlungsausfälle bei Kunden oder gar Betrugsversuche den Gewinn.

Das ist Grund genug für große wie kleine Händler, sich nach Alternativen umzusehen.

So arbeiten die Großen im e-Commerce an eigenen Bezahl-Lösungen:

  • Groupon kündigte im September den mobilen Payment-Service Groupon Payments an. Betriebe können ihre Endkunden mit Kreditkarte über iPhone und iPod touch bezahlen lassen. Die Gebühren sollen – besonders bei jenen, die Groupon-Deals anbieten – niedriger ausfallen als bei vergleichbaren PSPs. Groupon möchte so am Umsatz der anderen noch einmal mitverdienen.
  • Ähnliche Wege geht Otto. Der Konzern hat bereits im März den Dienst „Yapital“ angekündigt. In einem Interview Anfang November erklärt Yapital-Geschäftsführer Nils Winkler, was dieses System von der Konkurrenz unterscheiden soll. Los geht es im ersten Halbjahr 2013 mit Größen wie otto.de, SportScheck und Baur.
  • Auch Zalando wurde bereits im September mit einer eigenen Payment-Lösung in Verbindung gebracht. Wie bei Gründerszene vorgerechnet wird, gibt Zalando bei 500 Millionen Umsatz zwischen fünf und zehn Millionen für Transaktionsgebühren aus. Da kann man schon eine eigene Lösung andenken.

Ein anderer Ansatz lässt im alten Spruch  „nur Bares ist Wahres“ wiederfinden. Für den Online-Händler war das bisher schwer realisierbar, doch wer Cash direkt auf die Hand bezahlt bekommt, ist auch auf der sicheren Seite. Auch die Kunden bevorzugen diese Zahlungsart häufig noch, da sie sicher sein können, dass das Geld nicht in dunklen Kanälen verschwindet. Hier tut sich etwas im Markt:

  • Toys’R’Us hat Anfang November angekündigt, neben den bestehenden Zahlungsmethoden Bargeld bei Online-Bestellungen anzubieten. Die Kunden müssen dazu innerhalb von 48 Stunden nach Aufgabe der Bestellung in eines der 873 Ladengeschäfte gehen, dort eine elektronische oder gedruckte Version der Bestellung vorlegen und können dort bezahlen.  Walmart hat bereits früher in diesem Jahr Barzahlungen in demselben Modus eingeführt.
  • In Deutschland will der Anbieter Barzahlen den Online-Händlern diese Zahlmethode ermöglichen. Beim Bestellvorgang wird ein Zahlschein als PDF-Dokument generiert, der bei einem der Barzahlen-Akzeptanzpartner bezahlt werden kann. Den Kunden werden die drei nächstgelegenen Akzeptanzpartner angezeigt. Für die gängigen Shopsysteme (Magento, OXID, xt:Commerce etc.) gibt es Anbindungen.

Weitere Meldungen aus der Welt der Zahlungsmittel:

  • Kauf auf Rechnung ist für Händler eine mitunter riskante, aber in vielen Fällen lohnenswerte Option. Wenn man sich für dieses Zahlungsweg entscheidet, muss geklärt werden, ob man die Abwicklung auslagert oder selbst übernimmt. Eine Entscheidungshilfe bietet ein Gastbeitrag bei der e-Commerce Lounge.
  • Mobiles Zahlen ist ein heißes Thema. Wer das schon einmal gemacht hat, weiß wie mühsam es sein kann, z.B. seine Kreditkarteninformationen einzugeben. Eine von mehreren Lösungen ist Travelocity. Mit dieser App kann die Kreditkarte abphotographiert werden, um automatisch die Zahlungsdaten einzugeben.
  • Auch Google hat seinen Dienst Google Wallet Anfang November für die Bezahlung über mobile Geräte freigegeben. Die Lösung funktioniert ähnlich wie Amazons One-Click-Checkout. Zahlungsinformationen und Rechnungs-/Lieferadressen werden im Google-Konto hinterlegt.

Versand

Bei der Ausfolgung der Ware gibt es drei große Trends: entweder (1) bringt man die Ware so schnell wie möglich zum Kunden, (2) man lockt ihn zu sich in die Filiale oder (3) man trifft sich auf halbem Weg. Wie bei den Zahlungsmethoden ist Teil der Motivation,  sich von den traditionellen Anbietern zu lösen.

Zu Trend eins werden Sie vielleicht sagen: klar, man versucht immer, so schnell wie möglich auszuliefern. Neu ist aber, dass nun in den USA die Same-Day-Delivery (SDD) das Maß der Dinge ist. Wer rechtzeitig bestellt, erhält die Ware also noch am gleichen Tag.

  • Im September startete Wal-Mart den Reigen der Aussendungen zu SDD.  Das war aber nicht in den USA der Fall, sondern in China, dem in großen Schritten heranwachsenden e-Commerce-Riesen. Dort übernimmt Wal-Mart die Mehrheitsanteile an Yihaodian, das innerhalb von 12 Stunden an alle liefert, die in einem Radius von 250 Kilometern rund um die fünf Städte Beijing, Shanghai, Guangzhou, Wuhan und Chengdu wohnen.
    Anfang Oktober wurde dann auch ein Test für vier Regionen in den USA angekündigt. Die Kunden können dort 4-Stunden-Fenster angeben, in denen die Ware geliefert werden soll. Der geplante Start für das Experiment ist Ende November / Anfang Dezember, also: jetzt.
  • Bald darauf kündigte U.S. Postal Service an, in San Francisco ebenfalls einen SDD-Test mit ausgewählten Händlern zu starten. Der Umfang ist zwar stark begrenzt, doch das Experiment durchaus spannend.
  • Die Bay Area dürfte sich überhaupt hervorragend für die Lieferung an demselben Tag eignen. In kurzer Abfolge haben nämlich auch eBay mit eBay Now und Google (bei T3N auch auf deutsch zu lessen) angekündigt, dort ihren Blitzservice anzubieten. Wer in San Francisco wohnt, hat also eine tolle Möglichkeit, Erfahrungen aus erster Hand zu sammeln. Mitte November hat eBay sein Angebot auf Teile New Yorks ausgeweitet.
  • Man darf aber nicht dem Glauben verfallen, dass nur in den USA daran getüftelt wird. In Deutschland hat sich die Otto-Tochter e.ventures an Shutl beteiligt, welches ebenfalls SDD anbietet und die Ware innerhalb unglaublicher 90 Minuten liefern will.
    Amazon geht sogar so weit und bietet in Berlin, Frankfurt, München, Stuttgart, Köln und Teilen des Ruhrgebiets Same-Day-Delivery am 24. Dezember an. Der beim Weihnachtseinkauf trödelt, wird allerdings mit knackigen Gebühren erinnert, nächstes Jahr rechtzeitig zu bestellen.
    Nicht zuletzt liefert Lodenfrey in München im Dezember innerhalb von 3 Stunden vor die Haustür. Selbst am 24.12. kann man noch bis 12 Uhr bestellen und sein Geschenk rechtzeitig in Empfang nehmen. Wer seinen Zielmarkt einschränkt, kann sich durchaus aus der Masse hervorheben.

Wo die Lieferung am selben Tag noch nicht möglich ist, beginnen Händler verstärkt, Selbstabholung bzw. In-Store-Pickup anzubieten:

  • Schon nahezu traditionell geht OfficeMax vor und lässt Kunden Online-Bestellungen in den eigenen Filialen abholen. Dazu gibt man an, bei welcher Filiale die Ware abholen möchte. Ist sie verfügbar und man hat zwei Stunden vor Ladenschluss bestellt, kann man sie noch am selben Tag abholen.
  • Der Liefer-Service ShopRunner geht Partnerschaften mit stationären Händlern wie Toys’R’us und 7-Eleven ein, um so 24 Stunden am Tag eine Abholmöglichkeit zu bieten. In der Gegend um Philadelphia stehen ShopRunner-Kunden somit 100 Partnerfilialen zur Verfügung.
  • Unter der Bezeichnung Click & Collect führte nun auch C&A das Konzept ein, nach dem sich der Kunde aussuchen darf, in welcher Filiale er die Ware kostenfrei abholt. Im verlinkten Artikel findet man gleich noch den Hinweis auf Karstadt, das ebenfalls die Selbstabholung eingeführt hat.

Zum Drüberstreuen gibt es schließlich noch die Konzepte, bei denen sich beide Seite in der Mitte treffen. Und da man heutzutage viel mit dem Auto unterwegs ist, spielt dieses eine zentrale Rolle:

  • Bei Real erhält man die Option, einen Ort und einen Wunschtermin anzugeben und sich gleich beim Real Drive die bestellten Artikel ins Auto verfrachten zu lassen. Da die Lösung schon bei LeShop so ähnlich heißt, kann man wohl wirklich von einem Drive-Konzept sprechen.
  • Von einem anderen spannenden Konzept berichtet Exciting Commerce: in Belgien werden die Produkte direkt in den Kofferraum gelegt – ohne, dass man dabei anwesen sein muss.

Egal, wie man die Bestellung ausfolgt: man muss darauf achten, dass alles korrekt läuft. Die Kunden zeigen nämlich wenig Verständnis für Fehler.

4 Antworten

  1. Vielen Dank für Deinen interessanten Ausblick über den Tellerrand hinaus! Da bin ich ja mal gespannt, was das neue Jahr so bringen wird, und wie stark die Akteptanz der Methoden sein wird.
    Für eCommerce-Neulinge unter nachfolgendem Link ein knapper Überblick über die gängigen klassischen Zahlarten, Zahlungsanbieter, deren Sinnhaftigkeit und Kompatibilität mit Magento. Zufällig am gleichen Tag geposted.

    http://www.cartware.de/blog/detail/article/e-payment-loesungen-fuer-magento-shopbetreiber/

    Beste Grüße,

    Michael

  2. Daniel Lang sagt:

    Bleibt abzuwarten ob sich diese Konzepte auch flächendeckend in dünner besiedelten Gebieten anbieten lassen. Falls nicht, stehen wir vor der neuen Herausforderung dass wir zuerst Herausfinden müssen ob die vom Kunden eingegebene Lieferadresse qualifiziert ist für den Express-Versand. Nach wie vor kann ich z.B. bei Pizzamann nur telefonisch bestellen, weil das Online-System unsere Adresse noch nicht kennt, obwohl wir völlig zentral in Linz sind…

  1. 04.01.2013

    […] die Händler in den nächsten 12 Monaten auf Trab halten könnten.Letzten Monat schrieb ich über Trends in Bezahlung und Versand, zu denen nebeneigenen Zahlmethoden und derEinführung von Bar-Zahlung im Online-Handel […]