Im April dieses Jahres bestellte ich den Foto-Rucksack Tamrac 3385 Aero Speed Pack 85 Dual Access schwarz. Ich habe mich dafür nach ausführlicher Recherche entschieden, als ich auf der Suche nach einem Backpack war, in dem ich meine Canon 60D, diverses Photozubehör und A4-Unterlagen bzw. einen Laptop unterbringen konnte. Zugleich war mir wichtig, dass die Tasche vielseitig einsetzbar ist und auch als Reiserucksack herhalten kann.
Nachdem ich drei Reisen und mehrere Ausflüge mit dem Tamrac 3385 unternommen habe, ist es Zeit für einen Erfahrungsbericht. In dem Review zu diesem DSLR-Rucksack gehe ich kurz auf zwei Alternativen, den Kata DR-467i und den Lowepro Fastpack 350 ein, die bei meiner damaligen Recherche weitere Favoriten waren.
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Eckdaten & Features
Der Speed Pack 85 ist ein Rucksack, der speziell für Fotokameras und Laptops ausgelegt ist. Er verfügt über eine Kammer für Kamera und Zubehör, ein großes Fach für Laptops oder Unterlagen im A4-Format und eine Kammer für Sonstiges (Verpflegung o.ä.). Der Kamera- und der Laptop-Bereich sind speziell gepolstert und in der Fächer-Einteilung an das eigene Equipment anpassbar.
Laut der offiziellen Website von Tamrac hat der Rucksack Außenmaße von 36 x 23 x 50cm und wiegt alles inklusive 1626 Gramm. Durch die Polsterungen fällt das Gewicht gegenüber einem ordinären Backpack etwas höher aus. Die 1,6 Kg verteilen sich aber gut und fallen meiner Meinung nach nicht negativ auf. Zudem können nicht benötigte Trennelemente entfernt werden. Wie alle Taschen, die auch für Laptops ausgelegt sind, würde ich den 3385 nicht als „kompakt“ beschreiben, zudem er klarerweise auch ziemlich formstabil ist, um die Ausrüstung zu schützen. Im Vergleich zu anderen Fotorucksäcken dieser Größe schlägt er sich gut.
Bevor wir uns den Aero Speed Pack 85 näher ansehen, verliere ich ein paar Worter darüber, für wen sich das Produkt meiner Meinung nach eignet.
Für wen ist dieser Rucksack geeignet?
Man sollte den Tamrac 3385 in Erwägung ziehen, wenn man:
- mit dem Foto-Rucksack auf Reisen fahren will.
- einen Laptop, A4-Unterlagen (oder größer) bzw. ähnlich sperriges Gepäck unterbringen muss.
- viel Equipment mit sich führt.
- Wert auf eine gute Polsterung und große Flexibilität bei der Fächereinteilung legt.
Mit einer anderen Fototasche wird man vielleicht glücklicher, wenn man:
- nur kurze Fotoausflüge in der Umgebung mit eingeschränkter Konfiguration macht.
- keinen Laptop oder große Unterlagen mit sich führt.
- wenig Equipment besitzt und nicht plant, das zu ändern.
- sehr sehr viel Equipment besitzt und auf wochenlangen Hikingtouren mit sich führen will.
Fächer und Taschen
Wie erwähnt verfügt der Tamrac über einen großen Bereich für die Kamera, ein Fach für den Laptop und eine Kammer, in der Verpflegung, leichte Jacken oder ähnliches verstaut werden können. Zudem verfügt er über Möglichkeiten, in Außentaschen weitere Gegenständen zu verstauen.
Außenbereich
Auf der rechten Seite (vom Rucksackträger aus gesehen) gibt es eine Netztasche. Hier lassen sich 0,5l-Getränkeflaschen problemlos unterbringen. Man kann die Tasche auch zweckentfremden und ein kleines Stativ wie den Joby Gorillapod SLR-Zoom mit Kugelkopf (bis 3kg) dort verstauen. Größere Stative lassen sich allerdings nicht gut unterbringen, da es keine Möglichkeit gibt, das Stativ oben zu fixieren (außer man bastelt sich selbst eine Lösung).
Für den Fall, dass man größere Stative mitnehmen möchte, gibt es am Boden 2 Plastikösen, in die man Schlaufen einführen kann. Solche Schlaufen sind nicht im Lieferumfang enthalten.
An der Frontklappe gibt es eine weitere Netztasche, in der man z.B. Reiseführer im üblichen Marco-Polo-/Polyglott-Format unterbringen kann.
Kamera-Bereich
Der für die Kamera vorgesehene Bereich befindet sich im unteren Teil des Rucksacks. Er ist auf alle Seiten hin gut gepolstert. Zur optimalen Verstauung des Equipments kann man 7 Elemente mittels Klettverschlüssen (nahezu) nach Belieben anordnen, um den Body, die Objektive und anderes Zubehör im Rucksack zu fixieren. Bei mir hat sich diese Konstruktion bisher als äußerst stabil erwiesen.
Wer nicht alle Raumtrenner benötigt, kann sie Zuhause lassen und das Gewicht reduzieren. Schlachtet man den Innenraum komplett aus (z.B. weil man ganz ohne Kamera unterwegs ist), kann man so immerhin 340 Gramm einsparen.
Zugänglich ist die Ausrüstung über die große Frontklappe und über den Schnellzugriff auf der Seite. Tamrac bezeichnet diese Lösung als „Dual Access System„.
Die Frontklappe bietet leichten Zugang zum gesamten unteren Teil des Speed Pack und ist vor allem dann zu verwenden, wenn der Rucksack flach hingelegt wird. Auf der Innenseite befinden sich zwei flache Taschen, die mittels eines Reißverschlusses geschlossen werden. Damit kein Regen über die Frontklappe eindringt, schützt eine Wetterklappe den Reißverschluss – diese überlappende Teil wirkt quasi wie eine Dachkante.
Ein besonderes Gimmick und für mich einer der Hauptgründe für den Kauf ist der Schnellzugriff auf der Seite. Mit dieser Seitentür ist es möglich, die Kamera aus dem Rucksack zu nehmen oder sie zu verstauen, ohne den Rucksack abnehmen zu müssen. Es reicht, aus dem rechten Schulterträger zu schlüpfen und den Rucksack an seine linke Seite zu holen – die Kamera ist nach wenigen Sekunden bereit und man kann den Rucksack auf der linken Schulter behalten. Eine Canon 60 D mit 18-135mm-Objektiv und Gegenlichtblende bekomme ich so locker hinein und hinaus. Laut Internetrezensionen ist das auch mit größeren Bodies und Battergriff möglich.
Auf der Innenseite verfügt die Seitentür über 3 Fächer (2 kleine, 1 größere) für Speicherkarten und ähnliche, flache Gegenstände. Sie werden über Klettverschlüsse geschlossen.
Auch beim Schnellzugriff ist der Regenschutz natürlich ein Thema. Hier wird der Zipp durch eine spezielle Konstruktion mit Gummi verschlossen, die auf mich sehr wasserresistent wirkt. Bisher war ich nur in normalem Regen mit dem Rucksack unterwegs. Hier gab es keine Anzeichen, dass irgend etwas feucht geworden wäre. Wär bei starkem Niederschlag unterwegs ist, wird sicher eine Regenhaut verwenden wollen. Die ist leider nicht im Lieferumfang enthalten.
Laptop-Fach
Der Rücken- und Bodenteil des Laptop-Faches sind mit Schaumstoff gepolstert. Wer möchte, kann die Bodenpolsterung herausnehmen, um den Raum noch geringfügig zu vergrößern. Das ist meiner Meinung nach aber nicht nötig. Man hat hier sehr viel Platz für seinen Laptop oder für Unterlagen, die nicht gefaltet werden sollen. Mein nicht gerade zierlicher 15,4-Zoll-Laptop verschwindet geradezu in dem Fach und auch 17-Zoll-Laptops gehen sich hier laut Rezensionen gut aus. Ich habe hier auch schon meinen Gorillapod hineingestopft und davon am Rücken nichts gespürt.
Verpflegungsfach
Das Verpflegungsfach eignet sich dazu, Gegenstände wie das Handy, die Geldbörse, Taschentücher, ein Jausenbrot, eine leichte Jacke oder ähnliches mitzunehmen. Allerdings muss man hier Kompromisse eingehen. Das Fach ist nicht besonders groß, so dass man eventuell etwas davon im Kamerabereich verstauen muss. Es gibt innen zwei Netztaschen, die allerdings nicht dafür geeignet sind, verschiedenen Krimskrams bombenfest bei sich zu halten.
Man merkt: ich finde dieses Fach nicht besonders gelungen. In der Praxis bringe ich hier z.B. Linsenputztücher, Taschentücher, Kaugummis, einen kleinen Reiseführer und ähnliches unter, bei dem es mir egal ist, wenn alles durcheinander purzelt.
Reisen
Meine Version ist in schlichtem Schwarz gehalten und für Nicht-Kenner nicht als Kamera-Rucksack erkennbar. Er eignet sich mit seinen Ausmaßen gut für Flugreisen: bei keinem Check auf einem der dafür „anfälligen“ Flughäfen in den USA, Schweiz oder Deutschland wurde die Größe des Gepäckstücks bemängelt oder auch nur in Frage gestellt.
Die Schultergurte des Tamrac 3385 sind gut gepolstert. Ein Brustgurt ist nicht vorhanden. Ich persönlich verwende keine Brustgurte, falls man darauf Wert achtet, sollte man das aber im Auge behalten. An jedem Gurt ist eine Schlaufe angebracht, mit der weitere kleine Taschen befestigt werden können.
Die Rückenbelüftung ist in Ordnung. Im Hochsommer wird man bei längeren Touren schon ein wenig ins Schwitzen kommen – ähnlich wie bei anderen Backpacks aus dem Segment. Der Komfort ist gut, mit meinen bisherigen Rucksäcken war das Reisen weniger angenehm.
Meine „Pros“
Kommen wir zu den Argumenten, warum ich froh bin, den Tamrac 3385 gekauft zu haben:
- Das Dual Access System ist meiner Meinung nach ein echter Hit. Ich möchte nicht mehr ohne den Schnellzugriff auf der Seite unterwegs sein. In den Innenfächern habe ich den Ersatzakku und Speicherkarten untergebracht. Somit habe ich auf die drei wichtigsten Komponenten – Kamera, Speicher, Akku – sofort griffbereit. Mich würde es extrem nerven, wenn ich den Rucksack jedes mal abstellen müsste (womöglich noch auf staubigem/sandigem Boden), um an meine Kamera zu gelangen.
- Ich verfüge über jede Menge Stauraum. Was mir am Verpflegungsfach nicht so gut gefällt, gleicht das Kamerafach mehr als aus. Je nachdem, was ich an Ausrüstung dabei habe, kann ich die Fächereinteilung verändern und wenn nötig Gegenstände aus dem Verpflegungsfach in die Etage darunter verfrachten.
- Eben diese Flexibilität im Einsatz gefällt mir sehr gut. Egal, worum es geht: ich tweake meine PCs, meine Kameras, meine Einrichtung, … Der Tamrac gibt mir die Möglichkeit dazu, auch am Backpack zu optimieren.
- Obwohl der Aero Speed Pack 85 nicht der kleinste Rucksack der Welt ist, ist seine Größe und sein Gewicht aufgrund des Tragekomforts kein Problem. Er liegt gut auf dem Rücken und hat Halt, auch ohne Brustgurt. Ich bin recht klein, aber ich denke, dass auch große Menschen gut damit zurecht kommen.
Meine „Konktras“
- Wer das tolle Wetter unmittelbar vor, in oder nach einem Regenguss ausnützen will, muss seine Ausrüstung schützen. Einen Regenschutz liefert Tamrac allerdings nicht mit.
- Wer häufig auf einen Brustgurt angewiesen ist, muss testen, ob er den 3385 auch ohne Brustgurt verwenden kann oder ob er sich mit dem Schlaufen auf den Trägern eine andere Lösung basteln kann.
- Ein mittelgroßes Stativ zu transportieren, ist mit diesem Rucksack nicht leicht, da man es nicht auf der Seite befestigen kann. Natürlich kann man es unterhalb des Rucksacks fest machen, aber das ist nicht die komfortabelste Lösung.
- Das Verpflegungsfach ist mir persönlich etwas zu klein und/oder zu chaotisch. Hier muss man zugunsten des tollen Kamerafaches Kompromisse eingehen.
Fazit
Wer sich mit den wenigen Negativpunkten anfreunden kann, für den kann ich auf jeden Fall eine Empfehlung für den Tamrac 3385 Aero Speed Pack aussprechen. Der Rucksack trägt sich gut, das Equipment ist sehr gut geschützt, sowohl für Kamera und Zubehör als auch für den Laptop ist viel Platz vorhanden. Der Schnellzugriff durch das „Dual Access System“ ermuntert einen dazu, die Kamera sicher zu verstauen und auch gleich wieder für einen tollen Schnappschuss heraus zu holen.
Alternativen
Wer einen Kamera-Rucksack mit denselben Kriterien wie ich sucht, aber nicht so richtig vom Tamrac 3385 überzeugt ist, könnte vielleicht mit einem Kata DR-467i oder einem Lowepro Fastpack 350 glücklich werden. Diese beiden Backpacks waren bei mir ebenfalls in der näheren Auswahl. Zu ihnen kann ich natürlich nicht so viel sagen, doch ich versuche kurz zu zeigen, was für mich für und gegen diese Rucksäcke gesprochen hat.
Der Kata DR-467i ist meiner Meinung nach ein heißes Teil. Vom Design finde ich ihn schick, durch den knallgelben Innenraum (zumindest in der einen Farbvariante) findet man sich im Innenraum gut zurecht und man kann die Innenfächer ebenfalls anordnen bzw. herausnehmen. Eine Regenhaut ist fix integriert und scheinbar kann man ein Stativ gut an der Seite unterbringen bzw. oben fixieren. Wenn ich mich recht erinnere, ist das Verpflegungsfach ein wenig größer (und dafür das Kamerafach etwas kleiner) als beim Tamrac.
Das KO-Kriterium für mich war, dass man nicht den Schnellzugriff auf die Kamera hat, sondern den Rucksack komplett abnehmen und auf den Boden stellen muss. Nett ist, dass der Rucksack scheinbar irgendwie die Balance hält und man das komplette Equipment erreichen kann, ohne die Tasche flach hinlegen zu müssen, aber trotzdem: ein Schritt zu viel für mich.
Der Lowepro Fastpack 350 verfügt wie der Tamrac über einen Seitenzugriff und die variable Inneneinteilung. Er wiegt etwas mehr als mein Rucksack, ist aber insgesamt sowohl was Funktionen als auch Ausmaße betrifft sehr ähnlich und erhält gute Bewertungen. Für mich hat damals vor allem gegen den Rucksack besprochen, dass er schlecht verfügbar war (was sich geändert haben dürfte) und er mir optisch nicht besonders gut gefällt. Irgendwie fehlt ihm ein gewisser Sexyness-Faktor. Den muss man halt durch die entsprechende Kamera wegmachen. 😉
super Bericht,
bin derzeit auf Fotorucksack-Suche und überlege jetzt zwischen Tamrac (Schnellzugriffsfach!!!) und Kata hin und her.
da du ja nun Erfahrung mit dem Rucksack hast, hätte ich noch eine Frage:
Wie ist der Rucksack verarbeitet? In den Rezensionen bei Amazon schrieb ein Herr, dass die Verarbeitung und Qualität des Materials schlecht wäre und sich bei ihm nach 3 Wochen schon Nähte und Beschichtungen lösten.
Kannst du dies bestätigen oder gab es bei dir keine Probleme?
Sollte das mit der minderen Qualität tatsächlich der Fall sein, wäre der Kata schon fast gekauft, eine Bakannte lobt ihn auch in den Himmel, nur dieses auf- und absetzen…. – wirklich ein KO-Kriterium!
freue mich über schnelle Hilfe.
Grüß, M.R, 🙂
Hallo, vielen Dank für das Lob!
Das Material ist bisher top – ich musste noch keine losen Nähte o.ä. feststellen, da passt alles. In dieser Hinsicht kann ich dir „leider“ keine Entscheidungshilfe leisten. 😉
Für mich war genauso der Schnellzugriff das ausschlaggebende Argument. Abgesehen davon bin ich mir ziemlich sicher, dass der Kata dem Tamrac in nichts nachsteht. Wenn du den Kata bei deiner Bekannten ausborgen kannst, wäre es sicher eine gute Sache, ihn bei ein oder zwei Fototouren zu testen.
Wenn du dich für eines der Modelle entscheidest, freue ich mich gerne über deine Erfahrungsbericht. 😉
Viele Grüße aus Wien,
Matthias
Klasse, das hört sich gut an! Danke für die blitzschnelle Antwort! 😉
werde wohl auch den Tamrac nehmen. Einmal wegen des Fachs, aber auch weil der Kata auf meinem schmalen Damen Rücken sehr klobig wirkt. Den Tamrac finde ich da eleganter, besonders da das Laptop-Fach ja auch recht groß ist.
Wenn ich morgen bei Amazon bestellt habe und dann in ein paar Wochen ein paar Erfahrungen gesammelt habe, schreibe ich nochmal, für andere Interessierte!
Grüße nach Wien aus dem fernen Norddeutschland 😉