Trend 2013: Online-Shopping abseits des PCs

Das neue Jahr steht ins Haus, das Weihnachtsgeschäft 2012 ist abgeschlossen. Zeit, den Blick nach vorne zu richten und sich wieder mit Trends zu beschäftigen, die Händler in den nächsten 12 Monaten auf Trab halten könnten.

Letzten Monat schrieb ich über Trends in Bezahlung und Versand, zu denen neben

  • eigenen Zahlmethoden und der
  • Einführung von Bar-Zahlung im Online-Handel die
  • Lieferung am gleichen Tag („Same-Day-Delivery“), die
  • Selbstabholung im Ladengeschäft und
  • innovative Zustellarten vorbei am traditionellen Zustelldienst (z.B. Lieferung direkt in den Wagen)

zählen.

Mein heutiges Thema ist Online-Shopping abseits des PCs.

e-Commerce damals und heute

Bis vor wenigen Jahren war der e-Commerce relativ leicht abzugrenzen. Man sitzt zuhause, im Büro oder im Hotelzimmer vor einem Desktop-PC oder Laptop und bestellt im WWW. Die Geräte, die den Internetzugriff erlauben und die Nutzungssituationen waren relativ klar abgesteckt. Neben Online-Shops war die Bestellung über e-Mail, simple Website-Formulare oder spezielle Programme Gang und Gäbe. Aus dieser Zeit stammt die klare Trennung zwischen dem traditionellen Handel (Commerce) und dem Online-Handel (e-Commerce).

Heutzutage präsentiert sich die Online-Shopping-Landschaft wesentlich diversifizierter. Internet ist dank bezahlbarer Datentarife häufig mobil verfügbar. Alle paar Monate drängen neue Geräte-Gattungen mit Online-Fähigkeiten auf den Markt. Ob Netbook, Ultrabook, Smartbook, Smartphone, Feature-Phone, e-Book-Reader oder Tablet: sie alle dienen dazu, uns flexibler zu machen, von der Bindung an den Schreibtisch zu erlösen und den Web-Zugriff zu (fast) jedem beliebigen Zeitpunkt zu ermöglichen.

(Anmerkung: Kai Diekmann hat das gestern erst so schön als „post PC commerce“ bezeichnet. Ich schwöre: der erste Entwurf für diesen Artikel stammt vom 28.12. Ich habe das Thema also nicht von ihm abgeschrieben. ;-))

Mobile Commerce, Couch Commerce, xyz Commerce oder nur Commerce – wie denn nun?

Um alle die Phänomene, die aufpoppen, erfassen zu können und ein passendes Buzzword zur Hand zu haben, entstehen der Reihe nach neue Begriffe für diese Gattungen. Zuerst kam der Mobile Commerce, der vor allem die Mobiltelefone abdeckt. Nun kommen die Tablets, und für die wurde der Tablet Commerce ins Leben gerufen. Weil man damit so gemütlich auf dem heimischen Sofa sitzen kann, wurde in Deutschland dafür die Bezeichnung Couch Commerce propagiert.

Der Begriff Couch Commerce gefällt mir übrigens sehr gut, denn er beschreibt die primäre Nutzungssituation. Natürlich werden Tablets auch anders verwendet, doch das gemütliche Lümmeln im heimischen Wohnzimmer ist ein wunderbares Bild und lädt richtig zum Stöbern im Shops ein. Dass ich noch mit dem Smartphone auf der Couch kaufe, ist wieder ein anderes Thema. (I’m looking at you, Google. Wann kommt das Nexus 10 nach Österreich?) Angenehmer ist es auf jeden Fall mit Tablet.

Natürlich besteht die Gefahr, dass jedem neuen Typ ein „Commerce“ angehängt wird und unübersehbarer Begriffs-Wildwuchs entsteht. Zum Teil haben wir das jetzt schon. Deswegen plädiert so mancher dafür, das „e-“ /  „Mobile-“ / „Couch-“ zu streichen und nur noch von Commerce zu sprechen.

Alles und nichts.

Meine Meinung: beide Seiten haben recht. Sowohl die, die neue Begriffe prägen als auch die, die eine Rückbesinnung auf den Handel als solches fordern.

Letztendlich betreiben Händler einen Shop, in dem sie Produkte, Dienstleistungen o.ä. anbieten. Auf der anderen Seite stehen Kunden, die dieses Angebot in Anspruch nehmen. Das ist der Commerce, und auf diese Grundparameter kann man sich zurück besinnen.

Das ändert sich auch für mobile Spielarten nicht. Es gibt jedoch ein paar Parameter, die eine wichtige Rolle spielen:

  • Was ist die Nutzungssituation? Bin ich in Eile, sitze ich gerade in der Bahn? Was sind die technischen Gegebenheiten, mit welchem Gerät surfe ich?
  • Was sind meine Ziele? Was möchte ich? Suche ich Information, möchte möglichst schnell bestimmte Produkte kaufen, möchte ich mich inspirieren lassen und flanieren, suche ich ein Geschenk?

Jedes Gerät ist für unterschiedliche Nutzungssituationen und Ziele unterschiedlich geeignet. Es gibt Grauzonen mit Überlagerungen. Mobil ist man nicht ausschließlich mit dem Smartphone online, aber vorwiegend. Zumindest zu dem Zeitpunkt, zu dem ich diesen Artikel schreibe. Zuhause, quasi auf der Couch, bietet sich das Tablet an, auch wenn es nicht immer und überall eine Option ist. Hier macht es Sinn, Bereiche zu unterscheiden, darauf gesondert einzugehen und ihnen Namen zu geben. Wie viele Begriffe es braucht, das zeigt sich sowieso von selbst und wird sich immer wieder ändern.

Mobile Commerce bezeichnet für mich zum Jahreswechsel 2012/2013 alles, was sich unterwegs abspielt. Das passiert vorwiegend mit dem Smartphone, vorwiegend unterwegs und auf jeden Fall nicht dort, wo der Desktop-PC und Laptop unmittelbar zum Einsatz kommen. Mobile Commerce dient zur Zeit auch noch als ein Sammelbegriff für alles, was sich nicht auf diesen beiden traditionelleren Geräten abspielt.

Couch Commerce steht im Moment für das entspannte Online-Sein zuhause, auf der Couch, im Bett oder am Küchentisch. Entscheidend ist für mich, dass üblicherweise nicht konzentriert gearbeitet, sondern die Facebook-Timeline gelesen, eine Mail verschickt, in der Online-Zeitung geschmökert oder eine neue Hose geshoppt wird. Es scheint, als ob das optimale Gerät dafür im Moment das Tablet ist.

Online-Shopping auf alternativen Geräten als Trend 2013

Ich möchte mich gar nicht auf bestimmte Geräte festlegen. Fest steht auf jeden Fall: in den USA, beginnend auch in Deutschland sind alternative Geräte stark im Kommen. Das heißt für uns in Österreich, dass dieser Trend hier ebenfalls bald so richtig losgeht und wir uns darum kümmern müssen.

In den letzten Monaten gab es eine unüberschaubare Menge an Informationen zu diesem Thema. Sie enstanden durch die Weihnachtszeitverkäufe und spezielle Aktionstage (Black Friday, Cyber Monday, Free Shipping Day, …), welche die US-Wirtschaft jedes Jahr um neue Ideen erweitert. Es lohnt sich, diverse Themen näher zu betrachten:

  • Zuerst ist es sinnvoll, sich einen Überblick zu verschaffen, den mobilen oder „Post-PC“-Ansatz zu verstehen, Fakten, Zahlen und Strategien kennen zu lernen.
  • Ein wichtiges Paradigma in dieser neuen Ära ist Responsive Web Design. Dieses Buzzword steht für das, worum es eigentlich geht: eine Website muss auf unterschiedliche Geräte vorbereitet sein, welche die UserInnen für Ihren Website-Besuch verwenden.
    Dieser Ansatz macht in vielen Fällen Sinn. Dennoch gehen manche lieber einen anderen Weg und unterscheiden zwischen einer mobilen (= Smartphone)-Website und einer Tablet-Website, die jeweils gesondert angepasst wird. Auch das kann Sinn machen, muss es aber nicht. Um es noch einmal zu betonen: nicht nur die technische Spezifikation des Geräts muss beachtet werden, sondern auch die Nutzungssituation und die Absicht der NutzerInnen!
    Weitere Informationen gibt es in meinem Einblick in Responsive Web Design.
  • Wie erwähnt geht der Mobile Commerce vor allem auf das Kaufen unterwegs ein, das zur Zeit primär auf Smartphones statt findet.
  • Dort draußen versucht man, die materielle mit der virtuellen Welt zu verbinden.  Ein viel zu gern gebrauchtes Wort in diesem Bereich ist „Augmented Reality“. Zwei von mehreren Trends sind momentan QR-Codes und virtuelle Stores.
  • Zuletzt bleibt uns noch der Tablet Commerce bzw. Couch Commerce, bei dem sich zur Zeit fast alles um Tablets dreht.

Viel Spaß mit dem Erforschen des Commerce abseits des PCs! Dieser Bereich wird uns sicher die nächsten Monate und Jahre beschäftigen können.

6 Antworten

  1. Danke für euer Feedback. Roman, ich überlege gerade noch, was ich mit dem Diekmann-Vergleich anfangen soll. 😀

  2. Roman Zenner sagt:

    Ich habe ja meine leisen Zweifel, dass der Chefredakteur der Bild sich so kompetent zu dem Thema äußern kann – obwohl sein Laden das Thema „Mobile“ bereits ganz gut verinnerlicht hat 😉

    Jedenfalls gelungene Zusammenfassung, danke dafür. Ich bin zwar eher von der Fraktion der „Commerce-ler“ und betrachte Begriffe wie „mobile“ oder „couch“ bestenfalls als Diskussionsvehikel, aber darüber kann man ja trefflich streiten 🙂

  3. Daniel Lang sagt:

    Schon mal ein Galaxy S3 gesehen? Das Ding ist fast so groß wie ein iPad Mini. Meine Mutter, die nie irgendetwas mit PCs zu tun hatte surft jetzt ganz selbstverständlich am Kindle Fire. Meine Frau wechselt dank Dropbox und Webapplikationen zwischen Windows 8 Ultrabook und Mac OSX Lion ganz ohne darüber nachzudenken. Hochzeitfotos anschauen machen wir sowieso nur über die Microsoft Skydrive, das funktioniert gleichermaßen super am iPhone und Window Phone. Im Dezember habe ich zwei Projektanfragen für Samsung SmartTV bekommen. Gestern habe ich nicht schlecht gestaunt als mir ein älterer ÖVP (!) Politiker erklärt hat, dass sich viele Parteikollegen im Mühlviertel (!!!) jetzt ein Microsoft Surface gekauft haben, weil man damit so schön Nachrichten und Notizen live zwischen den einzelnen Sitzungen austauschen kann und man es auch wie einen Laptop verwenden kann wenn man eine Tastatur dran steckt…

    Nachdem die verschiedenen Gerätetypen derart verschmelzen, bin ich ganz bei dir wenn du sagst, dass man sich eher – wenn überhaupt – an der Nutzungssituation orientieren sollte um für einen Onlineshop relevante Segmentierungen zu machen.

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